where's my mind
von simon thomas

so, und jetzt mal hand auf’s herz und haende hoch: wer von euch quaelt sich von zeit zu zeit oder gar staendig mit der frage herum, weshalb es einem so unendlich schwer faellt, ein wenig ordnung in das eigene leben oder wenigstens die eigenen 4 waende zu bekommen? na? wer traut sich?

liegt es vielleicht daran, dass ich schlicht zu traege/ faul/ dumm und obendrein schwanzgesteuert bin?
gut moeglich.
aber fehler bei sich selbst zu suchen, sie zu finden und dann auch noch daraus zu lernen ist auf die dauer doch recht nervig und in hoechstem maße an-strengend. und darum suchen wir woanders. und werden fuendig.

achtung, these: ich behaupte. ordnung ist etwas absolut kuenstliches. oder noch deutlicher: ordnung ist von vorn
bis hinten widernatuerlich. eine vom mensch erschaffene illusion. denn in der realitaet herrscht das chaos, und zwar unangefochten. keine chance. und der witz an der sache ist ja, dass alles den zustand des chaotischen sogar anstrebt. der natuerlichkeit wegen. dagegen benoetigt ordnung ‘nen haufen zeit und energie ( und auch geld, aber das ist ein thema fuer sich...), um ueberhaupt entstehen zu koennen. und ordnung ist dabei immer ein hoechst instabiler zustand. das chaos ist unverwuestlich. beispiel gefaellig?

nimm doch mal ein packerl semmelbroesel (bueroklammern oder reißnaegel tun’s auch...) und schuette die in dein bett. schau auf die uhr, wie lang du dafuer brauchst. ich schaetze mal, dass ein durchschnittlicher chili con carne-verdauungsfurz mehr zeit beansprucht. und dann geh her und versuch mal, eben jenes packerl broesel ( buero-klammern/ reißnaegel oder was auch immer...) in derselben zeit wieder einzusammeln... noch fragen?

wenn das chaos also was voellig natuerliches ist, warum haben wir dann so viele probleme damit? warum muessen wir alles krampfhaft ordnen, um halbwegs klarzukommen? ist doch eigentlich total bescheuert.

ich geh mal davon aus, dass wir schlichtweg schiss vorm Chaos haben, weil wir es nicht kontrollieren koennen. und wir menschen sind halt nun mal kontrollfreaks. niemand verliert gern oder freiwillig die kontrolle ueber sich oder sein leben, nicht mal diejenigen, denen ordnung relativ wurscht ist. und deswegen kaempfen die menschen gegen das chaos an. das ziel ist die totale ordnung. klingt irgendwie daemlich, oder? ist auch ziemlich für’n arsch, weil wir praktisch nur verlieren koennen.

der volksmund sagt: ordnung ist das halbe leben. ja und der rest?!?
wo lohnt es sich, seine knapp bemessene zeit und kraft und das viel zu oft nicht vorhandene geld fuer ein bisserl ordnung zu ver(sch)wenden, und wo nicht? wer
dass fuer sich selbst rauskriegt, der hat’s schon mal um einiges leichter. und es waere sicher auch sehr segensreich, wenn sich die menschen mal etwas mehr darauf beschraenken wuerden, sich selbst unter kontrolle zu haben. weil dann kontrolle auch ordnung ist ( ich sehe dass zumindest so). dann schwindet vielleicht auch die angst vor chaos und fremdkontrolle, da wir feststellen, dass wir ja eigentlich unser eigener chef sind, jedenfalls bis zu einem gewissen grad. so kann mir alles chaotische dieser welt in meinem wesen nicht mehr allzuviel anhaben. und ueberhaupt: chaos ist wie eine spinne: in den meisten faellen naemlich absolut harmlos.

und so lande ich letztendlich doch wieder bei mir selbst, die flucht war zwecklos. durch ordnung und ruhe in mir wird das tagtaegliche, unabwendbare chaos ertraeglich. als ob man im auge eines wirbelsturms lebt: es ist still, man harrt der dinge die da kommen und außen herum zermalmt das leben alles, was nicht in der lage ist, ihm standzuhalten.

mal ehrlich, wer braucht denn schon die totale ordnung? ich jedenfalls nicht. du vielleicht?

simon thomas