oh oh

good bye Microsoft
hello Linux!

Noch ein paar Sachen über Linux

von Johannes Kroll

Bisher lief auf meinem Computer nur Windows. Hat immer einigermaßen funktioniert und die kleinen Nervigkeiten waren auch zu verkraften. Seitdem es Windows XP gibt, frage ich mich aber langsam ob man das wirklich noch benutzen sollte. Bei der Installation von XP muss man, wie bei allen MS Produkten, dem "End User License Agreement" (EULA) zustimmen. Dort steht unter anderem drin, dass Microsoft sich das Recht vorbehält, "Mittel einzusetzen, um sicherzustellen, dass auf diesem Computer nur legale Software verwendet wird" - auf deutsch, die Festplatte(n) zu durchsuchen. Ob sie das wirklich vorhaben, weiß ich nicht - rechtlich gesehen dürften sie es, man hat ja zugestimmt. Bei der Installation wird auch eine Art Quersumme über die gesamte Hardware gebildet und zur "Aktivierung" bzw. Registrierung an Microsoft geschickt. Dadurch wird der PC mehr oder weniger eindeutig identifiziert. Wenn man mehrere Hardwarekomponenten austauscht (z. B. eine neue Grafik- und Soundkarte einbaut), muss das Betriebssystem neu "aktiviert" werden. Wenn man einen Computer mit vor-installiertem XP kauft, merkt man von all dem natürlich nichts, das Betriebssystem ist ja schon installiert und aktiviert. Trotzdem kann man sich ungefähr vorstellen, in welche Richtung das geht.

Meiner Meinung nach kann man auf dieser Schiene nicht mehr lang fahren. Das Windows 98 SE, dass ich hier noch laufen habe, wird irgendwann veraltet sein. Treiber für neue Hardware werden nicht mehr geschrieben, neue Programme laufen irgendwann nicht mehr. Ich will aber wahrscheinlich auch in 5 Jahren noch Computer benutzen, also braucht's eine Alternative. Ich habe mir jetzt mal Linux installiert und angeschaut.

Linux gibt es auf vielen Plattformen wie dem x86-PC und dem Macintosh, MIPS, Alpha und SPARC Systemen, und inzwischen auch auf der MS XBox-Spielkonsole (die "XBox" ist hardwaremäßig ein (fast) ganz normaler PC, auf dem eine abgespeckte Version von Windows 2000 läuft; allerdings haben die Entwickler eine "Sicherung" eingebaut, die erst entfernt werden muss, bevor ein anderes Betriebssystem oder auch eine neue Festplatte installiert werden kann).

Linux ist ein Multiusersystem. Unterschiedliche Rechte können an mehrere Benutzer des Computers vergeben werden. Außerdem können Benutzer in Gruppen eingeteilt werden. So kann man z. B. einen "Administrator" Benutzer einrichten, der die Systemdateien ändern kann; der Benutzer, als der man normalerweise angemeldet ist, kann die Dateien nicht ändern. Dadurch werden sie vor ver-sehentlichem Überschreiben geschützt. Außerdem können Viren und Trojaner die Systemdateien nicht ändern und dadurch den Computer nicht so leicht infizieren wie unter Windows. Außerdem hat jeder User ein "Home-Verzeichnis", in dem die persönlichen Einstellungen für Programme und eigene Dateien des Benutzers gespeichert werden. So kann sich z. B. ein Benutzer die grafische Benutzeroberfläche anders konfigurieren als ein anderer.

Unter Linux ist so ziemlich alles eine Datei. Auch Geräte wie z. B. Soundkarten oder Modems werden über Dateien angesprochen. Dadurch werden ziemlich lustige Dinge möglich - man kann eine Datei einfach nach /dev/dsp schreiben, der Inhalt wird dann "roh" über die Soundkarte ausgegeben.

Der Betriebssystemkern ist flexibel. Treiber, die man ständig braucht, können fest in den Kern kompiliert werden. Zusätzliche Treiber (Module) kann man bei Bedarf einfach nachladen, ohne den ganzen Computer neu zu starten. Ein Neustart ist überhaupt so gut wie nie nötig, auch nicht wenn man Anwendungen installiert oder updatet, wie man das von Windows kennt.

Wenn man unter Linux auf ein fremdes Dateisystem zugreifen will, muss man den entsprechenden Treiber installieren, z. B. FAT32 für Windows-Festplatten. Dann wird das Dateisystem in den Verzeichnisbaum "eingehängt", und man kann auf die Dateien wie auf normale Linux-Dateien zugreifen. Windows bietet bestenfalls an, unbekannte Datei-systeme zu formatieren ;-)

Die grafische Benutzeroberfläche unter Linux heißt ‘X Window System’ oder kurz X. Der X-Server stellt die grundsätzlichen Grafikfunktionen zur Verfügung. Darauf setzt der Fenstermanager auf, der für Fensterdekorationen (Rahmen, Titelzeile usw) und für das allgemeine "Look and Feel" zuständig ist. Es gibt eine ganze Menge Fenstermanager. Manche haben ihren ganz eigenen "Look", es gibt aber auch welche die das Verhalten und Aussehen von Windows oder dem Macintosh imitieren. Außerdem sind die meisten in weiten Grenzen konfigurierbar. Man kann seinen Desktop mit Bitmaps, Skins und Animationen verschönern, aber auch auf sämtlichen überflüssigen Schnickschnack verzichten wenn man will.

Der X-Server und die X-Clients

Anwendungsprogramme wie Web-Browser, Textver-arbeitungsprogramm, Quake VI etc. sind in Linux sauber voneinander getrennt. Das bedeutet einerseits, dass der Bildschirmaufbau ein bisschen länger dauern kann, weil die Clients zuerst mit dem X-Server kommunizieren müssen (über das TCP/IP Protokoll, nebenbei). Wenn man einen uralten 250 MHz CPU benutzt, wie ich im Moment, merkt man das schon ein bisschen. Andererseits kann ein X-Client nicht den ganzen Server zum Absturz bringen. Wenn ein Programm abstürzt, stürzt nicht gleich "der ganze Computer" ab, wie es unter Windows oft vorkommt.

Linux wird in Distributionen vertrieben

Linux-Distributoren stellen eine Auswahl von Programmen und den Kernel zu Paketen zusammen und bieten diese dann einzeln im Internet zum Download und/oder zur kompletten Bestellung auf CDs an. Manche Distributionen sind auf einfache Installation und Bedienung ausgelegt (wie SuSE, Mandrake und zum Teil RedHat), andere eher zur Benutzung auf Servern und für "erfahrene" Benutzer (wie z.B. Debian). Generell sind fast alle Programme in den Distributionen "frei", d.h. die Programme und deren Quellcode sind für jeden kostenlos erhältlich. Es gibt aber auch "halbkommerzielle" Distributionen wie die von Corel, die Linux-Versionen von Corel Draw etc. enthält. Die Distribution von Hewlett-Packard, HP Linux, soll TCPA-konform werden und ist nicht zu empfehlen, genausowenig wie TCPA-Hardware, Windows "Longhorn" und Palladium. (TCPA ist eine Initiative von ca. 150 Firmen, darunter Intel, AMD und Microsoft, die darauf hinauslaufen wird, dass ein Chip in neue PCs eingebaut wird, der die Ausführung von Programmen und das Lesen von Multimedia- und anderen Dateien kontrolliert. Für weitere Infos einfach mal auf google.com nach "TCPA Palladium DRM" suchen oder z. B. den Artikel "Der versiegelte PC" in c't 22/2002 lesen.)

Eine Übersicht über Linux-Distributionen gibt es z. B. auf der Website http://www.pl-forum.de/ links/pages/Distributionen/. Auf www.lin24.de gibt es viele Distributionen billig auf CD zu bestellen (man zahlt praktisch nur die Materialkosten+Porto, so wie es eigentlich sein sollte). Man kann auch S.chen (s.chen@t-online.de) fragen, der hat Debian 3.0 und einen Brenner. Das Weitergeben und Kopieren von Linux ist völlig legal und gewollt.

Das war's erstmal. Wir bedanken uns für Ihre Aufmerksamkeit und wünschen noch eine angenehme Existenz. Es ist 05:56 MEZ.

Johannes Kroll / j-kroll@gmx.de
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